Jochen Schimmang: „Abschied von den Diskursteilnehmern“

Erneut wirft uns Jochen Schimmang in seine Betrachtungen. Er folgt seinen Geländegängen im Sinne des Auslotens von Grenzen und Rändern. Dies als gedankliches Konstrukt und als literarisches Forschungsfeld in der Verwendung der Methode des Strukturalismus. Dies klingt anstrengender und verkopfter als es beim Inhalieren der textlichen Mosaiksteine tatsächlich ist. Die Texte sind spielerisch und ständig assoziativ aufgebaut. Es macht Spaß, den räumlichen und gedanklichen Reisen zu folgen. Es sind kluge und humorvolle Anspielungen, die Autobiografisches und Gesellschaftliches in den Diskurs legen. Es sind Lebens-Marginalien, die das Besondere der kürzlichen Vergangenheit fokussieren. Verfasst vom Juli 2022 bis August 2023. Wie in seinen Werken üblich, zuletzt im großartigen Roman „Laborschläfer“, sind seine Texte der „Neuen Innerlichkeit“ zuzuschreiben. Er studierte Politische Wissenschaften und Philosophie. Er ist als Übersetzer und Autor tätig und sein angehäuftes Wissen reflektieren die vorliegenden kleinen Textsteine, die einladen zum Nachsinnen, zum Schmunzeln und zum Verweilen.

Er fragt und beobachtet in der dritten Person und erschafft damit ein Wimmelbild, in dem wir vieles sehen können, wenn wir es wollen. Auch uns erkennen wir zuweilen selbst. Er sinniert über das gegenwärtige Phänomen, das wir alle eine Meinung zu alles haben sollten, wenn nicht sogar haben müssten. Wir sollen stets eine Position einnehmen, auch wenn das Wissen darüber eventuell noch nicht vorliegt. Er wird zuweilen lyrisch und schaut auf Ähnlichkeiten und Unterschiede. Er zählt auf, wer die Intellektuellen hasst und kommt zu dem Schluss, dass diese sich auch selbst hassen und kann dies, wie bei den anderen, nicht nachvollziehen. Es sammelt Gedachtes, Geträumtes und Gelesenes. Er vermischt Tagespolitik mit aktuellen Fernsehangeboten und philosophiert über Verlesenes und Verhörtes.

Jochen Schimmangs Bücher sind Reisen zu realen und imaginären Orten. Seine Betrachtungen und Formulierungen können Falltüren sein, die unsere Bewusstseinsebene zu verändern vermögen.  Der  Anfangsfinder endet im Niemandsland und zieht uns dabei mit, mit seinen gesponnenen und verwobenen Gedankenfäden. Hat das Ganze ein Ziel? Wenn ja, liegt es ganz bei der individuellen Betrachtung. Es sind zumindest launische Suchbilder der gegenwärtigen Diskurse.

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