Vea Kaiser: „Makarionissi oder die Insel der Seligen“

KiWi Makarionissi

Jetzt ist er endlich da, der neue Roman von Vea Kaiser. Nach „Blasmusikpop“ verführt uns Vea Kaiser diesmal auf die fiktive griechische Insel „Makarionissi“. Die Insel hat die Form eines Käfers und soll die Insel der Seligen sein.

„Lange bevor wir alle auf der Welt waren, durften die größten Helden dorthin übersiedeln, wenn sie keine Helden mehr sein wollten.“

Ein launiges Buch voller Helden und Mythen.

„Und sie lebten gut, aber wir leben noch besser“

Ein Familienroman, in dem Großmütter noch im Kaffeesatz lesen, alles lenken und innerhalb der Familie bestimmen wollen und dabei zu dem werden, was sie nicht werden wollten und für ihre Enkel das gleiche Schicksal besiegeln.
Vea Kaiser schreibt in einer lockeren und humorvollen Art, so daß es wirkt als würde sie die Geschichten und ihre Figuren einfach mit einer Leichtigkeit aus dem Ärmel schütteln. Erfindet Vea Kaiser ihre Figuren oder finden die Figuren sie?
Es sind Menschen, die lernen müssen, dass sie sich ab und zu lösen sollten. Loslassen heißt nicht verdrängen und nicht vergessen, sondern einfach vergeben und akzeptieren, dass manchmal die Dinge so sind, wie sie sind…

Das Buch beginnt in einem kleinen Bergdorf, in dem Yiayia Maria, eine sehr gläubige Frau, die Zeichen falsch deutet und ihre Familie damit für die kommenden Generationen ins Unglück stürzt. Denn damit ihr Cousin Lefti in dem kleinen Dorf später auch eine schöne Frau heiraten kann, manipuliert Maria ihre Familie.
Die Großmutter und Kupplerin Yiayia Maria pflanzt Sorgen und Ängste in ihre Zwillingstöchter und bald denken beide, wie schön es wäre, wenn ihre Kinder heiraten könnten. 1948 schlüpft Pagona auf Anraten ihrer Mutter in die alte Hochzeitswäsche und macht ihren Mann Spiros betrunken, um Eleni zu zeugen, die später Lefti heiraten soll.

Jahre später entschließt sich Eleni für die Freiheit und beschließt eher eine Heldin, eine Amazone zu werden und sie lässt sich für den Kommunismus begeistern. Nach dem Militärputsch in Griechenland 1967 kommt Eleni dafür ins Gefängnis, weil der Dorfpolizist, der unsterblich in sie verliebt ist, ihr einen Denkzettel verpassen möchte. Nur das Versprechen gegenüber den Behörden, das Eleni tatsächlich den ihr versprochenen Cousin Lefti heiratet, kann sie befreien.

Lefti, der immer wusste, dass Eleni ihn nicht liebt, verzweifelt an der unerwiderten Liebe und beschließt mit ihr in Deutschland einen Neuanfang. In Hildesheim leben beide zusammen, aber einsam und sie erfahren, dass man der großen Liebe im Leben mehrfach begegnen kann. Eleni trifft den Musiker Otto, der später ein großer Schlagerstar werden wird und Lefti verliebt sich in seine Sprachlehrerin Trudi, die aus Österreich stammt. Beide erahnen kurzweilig eine Spur von Glück. Als aber Eleni von Otto schwanger wird, der aber wegen seiner Karriere kein Kind möchte, zieht sie sich in ihr Heimatdorf in Griechenland zurück.
Da sie allen erzählt das Kind sei von Lefti, wird dieser von der Familie verbannt. Otto wird sich vierzig Jahre nach Eleni sehnen, die sich von Lefti scheiden lässt und mit ihrem neuen Mann auf dessen Heimatinsel Makarionissi zieht. Hier wird Eleni nach langer Zeit, die sie in Deutschland und Chicago verbracht hat, sesshaft. Lefti gründet derweil in St. Pölten in Österreich mit seiner neuen Frau ein griechisches Restaurant und ihr liebeskranker Sohn macht später in der Schweiz mit experimenteller Küche Karriere.

Auf der Insel Makarionissi treffen Jahre später die Generationen erneut zusammen. Elenis Enkel werden schließlich auf „Makarionissi“ geboren und Eleni, nun selber Großmutter, tritt in die Fußstapfen der Yiayia Maria.

„Ich fürchte, ich bin wie meine Großmutter geworden“.

In „Makarionissi“ spannt Vea Kaiser eine Geschichte über fünf Generationen, die ständig im Bezug zu dem krisenerschütterten Griechenland stehen. Der Roman endet in der Gegenwart mitten in der aktuellen Situation Griechenlands und ist gleich den antiken Werken in neun Gesänge verfasst.

Ein unterhaltsamer, kluger Roman voller Leben und eigenwilliger Protagonisten.
Vea Kaiser schreibt mit sehr viel Liebe und Witz und in ihren Dörfern oder Inseln wird der kleine Kosmos zum großen und spiegelt auf einmal eine ganze Welt. Sie kann einfach toll erzählen und fabuliert sehr schwungvoll einen mitreißenden Familienroman. Sie bedankt sich am Ende des Buches auch bei allen Buchhändlern, die es ihr unter anderen ermöglicht haben, noch ein Buch zu schreiben. Ich denke, wir, die Buchhändler, haben ihr zu danken. Denn wir haben wieder ein Buch, das wir sehr gerne in die Hand nehmen. Zum eigenen Vergnügen und als Lesetipp.
Bitte, Vea Kaiser, fühl Dich zu weiteren Geschichten ermutigt…

Zum Buch

4 Kommentare

Eingeordnet unter Erlesenes

4 Antworten zu “Vea Kaiser: „Makarionissi oder die Insel der Seligen“

  1. Ich lese gerade noch diesen prächtigen Roman, bin auf Seite 260 und möchte nicht, dass er zu Ende geht! Großartige Erzähllust und -kunst. 🙂

  2. Pingback: Makarionissi - Vea Kaiser - Buzzaldrins Bücher

  3. Pingback: Deutscher Buchpreis 2015-Was könnte auf der Longlist stehen?

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