Ein sehr literarischer Text, der in sich gleich dem Thema mit der Unschärfe spielt.
Ein unscheinbares Buch, das auf knappem Raum die Geschichte Werner Heisenbergs aus distanzierter Sicht des Ich-Erzählers schildert. Ein philosophischer Roman, der in einer wunderschönen, fast poetischen Sprache verfasst ist.
„Drückt man sich mittels Metaphern aus, verdammt man sich zur Ungenauigkeit, und wenn man sich weigert, dies zuzugeben, dann läuft man darüber hinaus Gefahr zu lügen.“
Es geht um das Schöne und das Hässliche, das Schaffende und das Vernichtende. Es geht um die Schönheit in der Naturwissenschaft, in der mathematischen Formel, die nur als ein Versuch, die Natur zu verstehen, verstanden werden kann. Wellen oder Atome, Beschleunigung oder Entschleunigung?
Aus der Sicht der Wissenschaft taucht ein Schöpfer lediglich als eine Metapher auf. Gott sieht über die Schulter oder ist es der kleine Mensch, der versucht Gott über die Schulter zu blicken?
„Der kleine Gott der Welt bleibt stets von gleichem Schlag, Und ist so wunderlich als wie am ersten Tag.“ Goethe Faust
Das Weltbild der Physik wankt, denn die Gesetze der Mechanik gelten nicht für die Ergebnisse der Elementarteilchen, an denen Heisenberg forscht. Die Apparate, die an Materie gebunden sind und daher ungenau, beeinflussen die Messungen. Dies nennt er das Prinzip der „Unschärfe“. Alles steht in Relation zueinander.
Auch der Erzähler bleibt in seinem Bericht und in seinen Metaphern unscharf, hält Heisenberg auf Distanz. Heisenberg, der umstrittene Wissenschaftler, der dann auch am Atomprogramm der Nazis mitgewirkt hat. Es geht um die naturwissenschaftlichen Entdeckungen, aber auch deren furchtbaren Auswirkungen, die unter den Zwängen Hitlers begannen.
Ist jeder Fortschritt eine Bereicherung? Ein Roman, der viele Erkenntnisse bereithält, aber auch verunsichern kann.
Pingback: [Sonntagsleserei]: Juni 2015 | Lesen macht glücklich