„Eine irrsinnige Frau geht in den Dünen um“
Theodor Storm Sylter Novelle
Ein nordischer Roman, in dem es um das Erwachsenwerden geht. Auf Sylt lernt die Protagonistin Panda nicht nur den Himmel zu lesen, sondern muss sich auch der Frage stellen, wie viel Idealismus man sich als Erwachsener noch bewahren kann.
Ein Text, der einen beim Lesen sofort an die eigene Jugend erinnert. An jene Zeit als man sich selber noch suchte und sich unbedingt für die Umwelt einsetzen wollte. Die Handlung spielt auf Sylt und bannt diese Entwicklungs- und Charakterstudie auf eine Insel, die nur zwei Richtungen kennt. Es gibt nur eine Hauptstraße, die Nord und Süd verbindet. Die Insel ist ein Schauplatz der Menschen, die sich gerne zeigen und jener, die sich mit der Natur verbinden möchten. Für alle aber wohl ein Rückzug in die Freiheit.
So sind auch die Vögel ein Bild der Freiheit. Wer kennt ihn nicht, den Ruf der Möwen, der mich jedenfalls immer an den Ruf der Freiheit erinnert.
Der kleine Roman spielt 1989. Es ist die Zeit vor der Wende als Panda mit ihrer Freundin alleine Ferien macht. Sie reisen auf die Nordseeinsel, um beim Natur- und Umweltschutz mitzumachen. Denn sie möchten die Welt verbessern. Sie verbringen zwei Wochen auf einer Vogelstation, die von einem Professor geleitet wird. Mit ihnen sind dort die Studentin Melanie, Julian und zwei ältere Männer. Der eine, Hiller, wird für Panda zu einer wichtigen Bezugsperson. Hiller ist ein belesener Naturexperte, der es versteht den Himmel zu lesen und mit gedachten Luftzirkeln um die Vogelschwärme die Anzahl der in der Luft tanzenden Tiere berechnet. Panda lernt von ihm die Tiere zu unterscheiden. Denn beide schließen einen kleinen Pakt. Wenn Panda herausfindet, von welchem Autor die Zeile stammt, die er mystisch zitiert, als sie in den Dünen auf das Meer blicken, bringt er ihr sein Wissen bei.
Die Novelle versteht es nie kitschig zu werden und erzählt sehr atmosphärisch über die Bewegründe der jungen Menschen, die auf einmal gesiezt werden und sich wieder finden in der Welt von Erwachsenen. Sie müssen lernen mit Zukunftsängsten und Liebeskummer umzugehen. Besonders die ökologischen Sorgen treiben sie um. Denn die Wolke aus Tschernobyl schwebt über allen. Die Gedanken von Panda kreisen um den sauren Regen und die ganze Umweltverschmutzung, den Treibhauseffekt, das allgemeine Aufrüsten und die Nazis… Wo soll man da bloß anfangen?
Die idyllische, heile Welt wird mit dem Erwachsenwerden entzaubert und bekommt Risse. Die Mädchen lernen die Liebe kennen und die ersten Enttäuschungen. Sie erfahren in der isolierten Natur einer Nordseeinsel die existentiellen Fragen des Lebens.
Ein nostalgischer, feiner Roman, der in einer Leichtigkeit erzählt wird. Nie wirklich naiv ist, sondern im Leser das hervorrufen kann, was damals in einem selbst rumort hatte und nebenbei sehr schöne Lesestunden verspricht.
Danke für Deine Leseeindrücke. Bei mir liegt die Sommernovelle ganz oben auf dem Lesestapel und nächste Woche treffe ich Christiane Neudecker zum Interview! Viele Grüße, Tobias
Hallo Tobias,
sehr gerne! Ich danke für Deine Rückmeldung und wünsche Dir ein tolles Gespräch und viel Spaß mit der Novelle. Wenn Du magst, kannst Du Christiane Neudecker gerne von uns grüßen. Ihr Buch hat mir schöne Stunden geschenkt.
Herzliche Grüße, Hauke
Crueso… ein wunderbares Buch das “ nachwirkt „
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