„Du gehörst zu den wenigen Menschen, die wirklich für die große Liebe sterben würden. Pass auf dich auf.“
Das Buch handelt von Menschen denen die Liebe abhandenkommt, dem bewussten Empfinden, in dem die Liebe beginnt… oder endet.
Der Umschlag des Buches zeigt skizzenhafte Menschen, die alleine oder als Paar in verschiedene Richtungen gehen. Einige sind lediglich Umrisse, die farblos und leer sind, während andere dem Bild etwas Farbe schenken.
Eins haben die Menschen aber gemeinsam, sie werfen oder haben einen Schatten. Doch scheint jeder eine andere Lichtquelle zu haben. Die Schatten zeigen selten in eine Richtung und haben nie die gleiche Länge, Stärke oder sogar Farbe. Jeder Mensch oder jedes Paar geht in seinem eigenen Universum.
Der Umschlag spiegelt also bereits den Inhalt.
In einer klaren, ungeschönten, aber literarischen Sprache wird über Menschen erzählt, die das Glück verlässt aber dennoch – und das ist wohl sehr menschlich – weiter an das Glück glauben.
Die Handlung ist eine unromantische Komödie, bei der man sich ab und zu erwischt, daß man einige Zeilen wiederholt liest, um in der Tragik den versteckten Witz, der sich unbewusst beim ersten Lesen nicht ganz gezeigt hatte, zu vertiefen.
Der Roman beginnt in der Du-Form. Man wird als Leser am Anfang direkt angesprochen und in die Handlung integriert. Der Erzähler zeigt mit einem moralischen Zeigefinger auf uns und konfrontiert uns.
Es beginnt auf einem Flughafen und der gemeinsame Urlaub, der Klärung versprach, war wohl doch nicht die erhoffte Erholung. Die erste Szene liest sich befremdlich, ist aber süchtig machend. Denn es ist der Humor der Autorin, die tolle Beobachtungsgabe und die Darstellung der grotesken Gefühlswahrnehmungen, die einen als Leser fesseln.
Nach dieser Flughafenszene lernen wir die Personen immer besser kennen, die die Autorin in ihrem Debüt ziemlich genau und sehr liebevoll mit Worten zeichnet. Alle sind in festen oder lockeren Bekanntschaften miteinander verbunden.
Im ersten Kapitel zeigt sich bereits die Verletzlichkeit, denn zumindest seelisch verletzt sind sie alle. Auf einer Party, die wohl jeder kennt, in der man gleich einem Discobesuch selber mit einem Bier in der Hand die anderen Gäste oder Tanzenden beobachtet und sich im Stillen fragt, warum man eigentlich dort ist. Jedenfalls verlässt Engelhardt diese Party nicht ganz gewöhnlich, denn er springt einfach vom Balkon und landet im Krankenhaus.
Im zweiten Kapitel befinden wir uns dann auch in so einer Disco, in der Bender versucht die Tanzfläche zu überqueren und sich seines Alters bewusst wird. Der Blick auf die Tanzfläche wird zum unromantischen Schauen, wie ein doch eher romantischer Blick über das Meer.
So lernen wir immer mehr diese Großstadtmenschen kennen, die rastlos sind, obwohl sie es gut haben könnten.
Denn es geht ihnen eigentlich auch sehr gut, würde nicht etwas fehlen oder verloren gegangen sein.
Menschen, die getrieben sind, verletzt oder verletzend sind. Männer, die einfach verschwinden, wahrscheinlich sogar für immer. Frauen, die durch den Anwalt mitgeteilt bekommen, daß sie nun wieder Single sind. Menschen, die sich mittelmäßig finden, aber originellen Sex haben oder per Alkoholentzug ihr wahres, wenn nicht sogar höheres Ich finden.
Das Schöne an diesem Debütroman sind die klugen, unglaublich schönen und witzigen Sätze.
In der Trauer liegt etwas Tröstliches und die Figuren denken positiv an die Zukunft und an das Glück und lassen sich davon nicht abbringen…
Ich mag wenn der Autor über das „DU“ den Leser direkt mitnimmt und in die Geschichte mit einbezieht. Und diese Großstadtmenschen – ich erlebe sie jeden Tag. Du hast mich sehr neugierig gestimmt. Danke für diese informative und schöne Besprechung.
Liebe Grüße,
Tanja
Hallo Tanja!
Danke für Deine Rückmeldung. Ich freue mich sehr, wenn Dich meine Besprechung neugierig gemacht hat.
Herzliche Grüße, Hauke
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