Ich habe am Sonntag mal wieder ein Jugendbuch gelesen: „Am Ende der Welt traf ich Noah“. Ein Roman für junge Leser (ab 14 Jahren), die Lust haben sich auf eine kleine emotionale Reise zu begeben.
Ein Roman, den man bis zu den letzten Sätzen lesen muß, um wirklich die ganze Handlung zu verstehen, denn sehr gekonnt werden einige Anspielungen oder mögliche Verläufe angeboten. Als Leser wird man in die Handlung hineingezogen und rätselt mit, was wohl die wirkliche Geschichte in der Handlung sein mag.
Wenn man aber aufmerksam liest, erahnt man gleich zu Beginn die Hintergründe und den tatsächlichen Handlungsort…
Der Text ist durchwoben mit zahlreichen Anspielungen auf Literatur, die sich mit Grenzerfahrungen beschäftigt. Ferner tauchen stets Symbole auf, die aus Fabeln oder anderen Märchen gefallen zu sein scheinen.
Die Heldin des Buches, Marlene, sieht einen roten Koffer und wird von diesem angezogen. Ihre Eltern sind mit ihr in Italien zu medizinischen Kongressen. Als sie diesen Koffer genauer in Augenschein nimmt, stolpert sie kopfüber in ein Abenteuer. Die eigentliche Besitzerin sollte dort abgeholt werden und ist wohl nur kurz mal weg gegangen. Schon wird Marlene für diese gehalten und findet die Möglichkeit sehr verlockend, in eine fremde Rolle zu schlüpfen. Sie wird zu Irina Pawlowa und sie soll in einem sehr abgelegenen Haus einem vorerst sehr ablehnenden Jungen Schwimmunterricht geben. Das Haus, eher eine alte, marode Villa, wird von weiteren Personen belebt. Einer Nonne, einem Koch und dem Hausmeister, d.h. dem Gärtner. Alle verbringen einen Sommer fernab der Zivilisation. Es gibt kein Telefon, kein Internet und keine Verbindung nach draußen. Der junge, Noah, ist blind und scheint schwer erkrankt zu sein. Immer wenn er die magische Grenze, die um das Haus zu sein scheint, überschreitet, bricht er körperlich zusammen. Doch möchte er ebenfalls frei sein und bittet Marlene, d.h. Irina mit ihm zu fliehen.
Marlene verliebt sich in ihn und möchte alles für ihn tun. Doch hat sie Angst, ihn über die schützende Mauer zu bringen, denn was ist es, was ihn draußen so krank macht? Wird er von jemandem vergiftet?
Als sie fliehen können, wendet sich alles und die Rollen und die Bilder verwischen sich immer mehr. Sind alles nur Träume? Was passiert mit Marlene? Wer ist Noah? Können sie ihre Liebe halten und sich weiterhin mit ihrem Herzschlag beruhigen? Warum werden sie gejagt und vom wem? Ebenfalls scheint es wichtig zu sein, endlich die geheime Kammer im Koffer zu öffnen, damit Marlene endlich versteht, besonders wer Irina ist.
Das Buch liest sich spannend. Es ist ab und zu etwas mit Metaphern und Kitsch überladen. Es sind Bilder, wie zum Beispiel der Koffer mit seiner verschlossenen Kammer, Schwimmen, als Bild der Freiheit, Geburt etc. Ebenfalls treffen wir auf Seelentiere und weitere religiöse, d.h. spirituelle Anspielungen. Es ist ein Buch voller Herz im wahrsten Sinne des Wortes. Ich habe aber über diese Fülle hinweggesehen, denn etwas Kitsch ist doch irgendwie auch wieder schön…
Die Dosis macht das Gift. Ein bisschen Kitsch geht immer 😉
LG Heike