Lisa Weichart: „Wolkenfisch“

Wolkenfisch

Vor langer Zeit hatte ich versprochen, den „Wolkenfisch“ zu probieren. Lisa Weichart hat sogar die weite Reise zu uns angetreten und uns besucht. So war es mir nun unmöglich, sie aus den Kopf zu bekommen, denn so wurden Thea, die Protagonistin, und Lisa, die Autorin, beim Lesen eine Figur.

Beide haben auch viel gemeinsam. Thea arbeitet in einem Italienischen Markt, gleich der Autorin und selbst in der Charakterisierung findet sich vieles wieder, wie ich Lisa Weichart erleben durfte. Aber „Wolkenfisch“ ist wohl kein autobiographisches Werk. Es erinnert doch mehr an die filmischen Umsetzungen von „Anleitung zum Unglücklichsein“ und „Die fabelhafte Welt der Amélie“.

Thea ist geschieden und sorgt sich als alleinerziehende Mutter um ihre beiden Kinder. Eigentlich führt sie zwei Leben. Eins als gefühlte Italienerin und eins als sorgende Hausfrau. Die stolze Italienerin erwacht schon in ihr auf dem Weg zur Arbeit. Sie ist eine lebendige Verkäuferin in einem italienischen Feinkostmarkt und liebt ihre Kunden und das Sortiment. Doch durch den wachsenden Erfolg des Ladengeschäfts, der durch einen Werbespot mehr Kunden anlockte, droht ihr eine Verbannung an die Kasse. Das Lebendige, das Verkaufsgespräch, soll ihr genommen werden.

Auch privat hat Thea mit der Realität zu kämpfen. Ihre Träume und Sehnsüchte finden hier auch nicht das gewünschte Fundament. Ihr Partner, einst ein Romantiker und verständnisvoller Freund, stumpft immer mehr ab und kann sich auch immer noch nicht ein gemeinsames Wohnen mit Thea vorstellen. Sie ist irgendwie einsam, aber nie allein. Sie schweigt auch lieber und wartet, dass die Themen angesprochen werden, bevor Sie etwas thematisiert. Auch schleicht sich langsam ein Unbehagen in die Beziehung ein. Hat Tom, ihr Freund, eine andere Frau?

Thea zweifelt und erträumt sich meistens eine andere Realität. Ihre Arbeit im Markt führt sie in Gedanken in eine leichtere Welt – voller Gerüche und schmackhafter Köstlichkeiten. Doch ihre Zweifel und ihre Eifersucht fressen sie auf, ein Wechselspiel der Liebe. Bis sich etwas ändert und Roy in ihr Leben tritt.

Ein feiner, kleiner Leseschatz, der leicht, wohl wie ein Wolkenfisch, zu genießen ist. Ein nie überladenes Büchlein über Liebe und Sehnsüchte. Ein gelungener Debütroman, der sprachlich leicht, aber mit viel Freude am Fabulieren geschrieben wurde. Eine feine Poetik, die nicht gewollt in den Text eingeflossen ist. Ein kurzweiliger, aber schöner Lesespaß.

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