Dada feiert Geburtstag!

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Eine Kunst, die die Antikunst schafft. Wenn in der damaligen Zeit ein Sinn in Krieg und Gewalt gesehen wurde, wurde mit Dada der Unsinn deklariert. Die alten Kunstbegriffe wurden durch die Erschütterung des Ersten Weltkrieges in Frage gestellt. Dada war gegen die bisherige Kunst, war also eine Antikunst, die wiederum um die Kunst buhlte. Die Dadaisten rangen um die Kunst als Lebensphilosophie. Freiheit gegenüber allem. Dies spiegelt sich auch in der „fehlenden“ Kunstform und der Benutzung jeglichen Materials. Das Schöpferische als Gegenbewegung, als Revolution gegen den Ungeist der Zeit. Aus dem Demolieren und Protestieren kann ein Vergnügen entstehen. Gerade in Zeiten, in denen es wenig zu lachen gab. Dadas Ursprung liegt in Zürich, wandert über New York, Paris, Berlin, Köln, nach Hannover, um dort mit der Merzbewegung von Kurt Schwitters eine Antwort auf die Antikunst zu finden und eine aufbauende Kunst zu erschaffen.

Dada ist mir oft begegnet und ich mag besonders die Dada-Lyrik. Die Lautgedichte und die grafischen Gedichte, die selbst in der Darstellung, der Typografie, ein Kunstwerk ergeben. Ich habe mich zum ersten Mal mit Dada beschäftigt, als ich noch zur Schule ging. Es war das Thema meiner Jahresarbeit in der 12. Klasse (Waldorfschule Kiel) und eines der mündlichen Abschlussthemen meiner Prüfung zum Buchhändler.
Beim Vortrag meiner Jahresarbeit war ich krank und unglaublich heiser. Mein erster alleiniger Auftritt vor einem großen Publikum. Aber gerade meine Stimme ließ die „Karawane“ von Hugo Ball zu einer erlebbaren Karawane werden und die „Zigarren“ von Tristan Tzara ließen mich als kräftigen Raucher erklingen. Hängen geblieben ist bei mir aber stets Kurt Schwitters mit seinen „Merz“-Werken. Besonders natürlich die Frau, die von hinten, wie von vorne ist: ANNA Blume. Auch der Post- und Neo-Dada hat mir immer viel Spaß gemacht.

Warum Geburtstag? Dada wurde im Februar 1916 von einer Gruppe von Literaten und Künstlern ins Leben gerufen. Sie gründeten das Cabaret Voltaire in Zürich. Hier fanden nun abendlich verstörende Manifeste und Lyrik-Abende statt, die das Publikum schockten, unterhielten, aufwühlten oder sogar verhohnepiepelten.
Jetzt, zum Geburtstag, macht es erneut sehr viel Spaß in den Klassikern der Dada-Literatur zu stöbern. Auch die Novitäten, die jetzt erscheinen lohnen sich zum Einstieg, zum Festlesen und zum finden seines Oberdadas.

Wer sich nicht gleich in die Urlautsonaten, Manifeste und Nonsens-Texte stürzen möchte und lieber den Menschen hinter Dada erkunden möchte, dem sei die tolle Biographie von Bärbel Reetz „Das Paradies war für uns“ empfohlen. Das Werk beschäftigt sich mit den Leben des Künstlerpaares Emmy Ball-Hennings und Hugo Ball.

Als Einstieg hat mir von den Novitäten sehr gut gefallen: „Dada total – Manifeste, Aktionen, Texte, Bilder“, „Dada zum Vergnügen“ und „Dada-Almanach. Vom Aberwitz ästhetischer Contradiction – Textbilder, Lautgedichte, Manifeste“ gefallen.

Diese und noch viel mehr Dada

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