Peter Coon veröffentlichte seine Kurzgeschichten in diversen Anthologien und Literaturzeitschriften. In dem Buch „Märzchen im November“ ist erstmals ein Sammelband mit vierzehn seiner Erzählungen erschienen. Einige von diesen Kurzgeschichten haben sogar bereits Preise gewonnen. Da der Autor das Buch selbst verlegt und ein Pseudonym verwendet, war ich skeptisch.
Ich habe die vierzehn Erzählungen wie in einem Rausch gelesen. Es sind teilweise sehr ernste Geschichten, die beim Lesen und stets am Ende den Leser verdattert und ratlos zurücklassen können. Aber so verstehe ich auch eine gute Erzählung. Man taucht sofort in eine neue Welt ein und lernt Menschen kennen, die einen als Leser berühren und etwas mitgeben wollen. Das Ende bleibt immer etwas offen. Es bleibt etwas Ungeklärtes oder ein verstörendes Bild im Leser zurück, das zum Nachdenken anregt. So sind die Menschen, die wir hier erlesen auch zu Teilen sehr unverständlich, wenn nicht sogar uns sehr fremd. Es sind Menschen in brisanten Situationen. Das Glück und die Katastrophen liegen stets nah beieinander.
Nicht alle Geschichten gefallen, aber sie hinterlassen alle etwas Bleibendes. Sei es u.a. die gescheiterte Ehe nach stolzen zehn Jahren, die Frau, die ein wahres blindes Date erlebt oder der Patient, der durch Musik wieder „reisen“ lernt. Alle Menschen in diesen Mini-Romanen werden kurz beleuchtet und sie nehmen uns mit in ein altes Museum oder zur Ramstein Air Base, um mit uns ihr Schicksal zu teilen.
Gleich Mira aus der Erzählung „Redegewalt“ macht der Autor nie viele Worte. Worte sind ein Mysterium, ein Werkzeug. Mit echten Werkzeugen kann man sich sehr verletzen, aber auch die Sprache und die Wörter können wehtun.
Diese Kurzgeschichten hinterlassen einen nachdenklich, desillusioniert und doch geht man auch heil und bewegt aus dem Buch hervor. Man schlägt sich die letzten schmutzigen Spinnweben aus der Titelgeschichte ab und ist froh, wieder in der eigenen Welt herausgekommen zu sein.
Für mich ist diese kleine Sammlung eine positive Überraschung.