„Ein Mensch wird nie mehr als er ist.“
Ein neues Kunstwerk von Haruki Murakami und Kat Menschik. Auch wenn sich das Umfeld verändert, wir von unseren Wünschen und Hoffnungen an das Leben getrieben werden, bleiben wir doch immer der Mensch, der wir sind. Wenn man ein gewisses Alter erreicht hat und auf sein Leben zurückblickt und sich fragt, was man für Wünsche hatte, als man zum Beispiel zwanzig Jahre alt war und diese auf sich im Jetzt bezieht, haben diese noch eine Gültigkeit? Kann man überhaupt noch in sein junges Ich schlüpfen und diese Wünsche, sei es auch nur einer, richtig formulieren?
Die Erzählung von Haruki Murakami, die kunstvoll von Kat Menschik illustriert wurde, erzählt von einer Kellnerin, die ihren zwanzigsten Geburtstag feiert. Aber eigentlich ist es keine Feier, sondern ein Tag wie jeder andere. Eine Kollegin wollte für Sie einspringen, doch ist diese krank geworden. Sie arbeitet in einem italienischen Restaurant, dessen Geschäftsführer jeden Abend um punkt acht Uhr dem Inhaber sein Abendessen, bestehend aus einem Hühnergericht, nach oben auf sein Zimmer bringt. Genau an diesem Tag, am zwanzigsten Geburtstag der Kellnerin, bekommt der Geschäftsführer Magenprobleme und sie soll am Abend das Essen nach oben bringen. Den Inhaber hat bisher keiner gesehen. Nur der Geschäftsführer verweilt täglich bei ihm während der Essensübergabe. So kommt heute die junge Kellnerin doch zu ihrem Geburtstagsgeschenk. Denn der ältere, edle Herr, der ihr aufmacht, empfängt sie freundlich. Dieser geheimnisvolle alte Mann (in der Illustration ist es Murakami selbst) verspricht ihr, ihr einen Wunsch zu gewähren. Egal was sie sich wünscht. Er wird es möglich machen. Sie hat aber nur einen Wunsch frei und dieser ist, sobald er ausgesprochen wurde, nicht umzutauschen oder zurückzunehmen. Ihre Antwort überrascht ihn sehr, aber er erfüllt ihr diesen…
Murakamis Sprache ist bildreich, kraftvoll und schlicht. Er versteht es, in dieser kurzen Erzählung einen bunten Strauß an Emotionen, Verbundenheit und Tiefe entstehen zu lassen, die den Leser rüttelt und innehalten lässt. Der eigentliche Erzähler, der selten auftaucht, stellt sich selbst die Frage, was jener Wunsch war und man geht mit ihm zurück in die eigene Vergangenheit und fragt sich nach dem persönlichen Wunsch, den man als zwanzigjähriger geäußert hätte. Der Geburtstag als Fest der Freude, der Wünsche und Geschenke. Wie viele Geburtstage sind es, die einen wirklich verändern? Mehr als einer? Sind es alle Geburtstage oder ist es eventuell keiner?