Die großen Geheimnisse oder das Geheimnisvolle erlebt man wohl meist dann im Leben, wenn man es nicht erwartet. Im Gegenzug verlernt man mit dem Erwachsenwerden immer mehr das Träumen. Als junger Mensch ist man unbekümmert und voller Ideen und Träume. In der Phantasie wirkt vieles einfach, machbar und Grenzen zwischen der Realität und Traumwelt sind fließend. Im Alltäglichen werden wir berieselt von Medien, Filmen und Fernsehserien. Serien erschaffen für uns uns eine wohlige Welt und lassen uns im Vierzig-Minuten-Takt ein bisschen träumen. Manchmal erscheint die Welt um uns herum bedeutungsschwer, dann wieder banal und gefühllos. Irgendwann kommt das Gefühl von einer Ernüchterung oder sogar einer Enttäuschung, wenn man in seinem Leben etwas erreicht oder aufgebaut, aber die damaligen Träume aus den Augen verloren hat.
Drei Freunde, Ronda, Arif und Nina, die sich länger nicht gesehen haben, treffen sich nach vielen Jahren wieder. Der Anlass ist die Hochzeit von Nina. Alle drei sind vom Leben enttäuscht. Arif lebt von seinem Mann geschieden und Ronda ist eine alleinerziehende Mutter. Die drei Freunde kennen sich seit dem ersten Tag an der Uni. Jetzt leben sie alle woanders und hadern mit ihrem jetzigen Leben. Nina will Philipp heiraten und möchte bei diesem Fest ihre alten und besten Freunde um sich wissen. Doch ist es Liebe, die sie für Philipp empfindet oder hat sich alles einfach so in ihr Leben gefügt? Die Hochzeitsfeier findet in einer Lichtung im Wald statt. Ihre Entscheidung wird ihr beim Trauspruch bewusst. Sie blickt auf eine sehr bewegte und nicht immer liebevolle Beziehung zurück und bittet Philipp nun endlich loszulassen. Sie beendet am Altar die Beziehung.
Als die Hochzeit geplatzt ist, die großen Gefühle erloschen wirken, geht Nina in den Wald, gefolgt von Arif, Ronda und Rondas kleinem Sohn Charlie. Im Wald beginnen die Grenzen der Realität, der Wahrnehmungen zu verschwinden. Sie treffen auf Menschen wie aus einer anderen Wirklichkeit. Bei einem Fest und einer geheimnisvollen Zeremonie mitten im Wald beginnt für die Freunde eine Veränderung. Neben den ganzen Tieren im Wald tauchen dann auch Leonardo di Caprio und Bill Murray auf. Zeitgleich findet das vergessene Fest auf der Lichtung statt. Die Familien und einige Angehörige sind geblieben und feiern oder betrauern die nicht stattgefundene Hochzeit. Als es immer dämmriger wird, wollen Arif und Ronda mit Charlie aus dem Wald zurück zu den Hochzeitsgästen auf der Lichtung. Nur Nina ist verschwunden…
Der Wald als Symbol des Schutzes, als Sehnsuchtsort des Ursprünglichen und unendlicher Natur. Die Natur als Seelenlandschaft und als Träger des Geheimnisvollen. In der Stadt leben wir in Räumen und häufen uns mit Dingen zu. Gleiches machen wir mit uns selbst, unserem Innenleben, dem täglichen Gedanken- und Seelenmüll, den wir allzu oft einfach überlagern und vergraben. Gleich der im Roman beschriebenen Messie-Nachbarin.
Für Ronda, Arif und besonders für Nina bilden sich im Wald die eigenen Träume und Sehnsüchte neu oder zurück. Mit der aufkommenden Helligkeit entstehen dann aber auch tiefe und erschreckende Schatten.
Ein Roman, der mit vielen Bildern spielt. Das Seltsame und Magische trifft auf die Realität. Die Autorin verwendet unterschiedliche Stile und schreibt wunderbar über die Freundschaft, von dem Verlust des Zaubers im Leben und dem Verrückten in der gelebten Wirklichkeit.
Huhu!
Das klingt nach einem wirklich außergewöhnlichen Buch, das ich mir auf jeden Fall näher anschauen muss. Ich habe ein Schäche für magischen Realismus, und diesem Genre ist es ja anscheinend am ehesten zuzuordnen?
Ich habe diesen Beitrag HIER für meine Kreuzfahrt durchs Meer der Buchblogs verlinkt.
LG,
Mikka
Pingback: Gianna Molinari: „Hier ist noch alles möglich“ | leseschatz