Milena Agus: „Eine fast perfekte Welt“

Milena Agus Eine fast perfekte Welt dtv

„Wir kommen auf die Welt, als wäre sie perfekt, und dann …“

Was macht eine perfekte Welt aus? Was verlangen wir vom Leben? Das Schicksal der zufälligen Geburt und der persönlichen Freiheit, für sich diese Umgebung zu lieben, zu akzeptieren oder zu verlassen. Die äußerliche Wahrnehmung wechselt mit dem Betrachter. Ein Mensch, der in New York nahe der Bronx lebt, wie später im Roman, und dessen Wohnung von Müll umzäunt ist und von Mäusen belebt wird, kann dies alles ausblenden, weil er für sich das Glück dort gefunden zu haben scheint.  Die Frage, wie man es unter gewissen Umständen im Leben aushält oder sogar genießt, kann nur individuell beantwortet werden.

Nicht nur die Frage nach einem gelungenen Leben, war der Anstoß für den neuen Roman von Milena Agus. Das Buch ist aus dem Wunsch entstanden, Sardinien zu retten, d.h. in der Erinnerung zu bewahren. Sie wollte die Örtlichkeit, das Gefühl, das die italienische Insel beschwört, lebendig halten.

Es ist ein Familienroman, der von drei Generationen erzählt. Er beginnt mit Ester, die Raffaele liebt, der ihre Liebe aber nicht erwidern kann. Als sie aber von ihm schwanger wird, bemüht er sich seine Liebe zu ihr zu finden. Ester ist stets eine Getriebene. Sie findet im Leben keinen echten Halt. Sie ist immer auf der Suche nach dem perfekten Gefühl: in der Liebe und in der Heimat. Immer dort, wo sie ist, sehnt sie sich nach dem Ort zurück, den sie verlassen hat. Als sie Sardinien verlässt und auf das Festland zieht, sehnt sie sich nach dem einfachen, wilden und naturverbundenen Leben zurück. Ihre Tochter, Felicita, findet immer dort Verbundenheit, wo sie ist. Felicita stellt sich nie, wie ihre Mutter die Frage, wie man dort, wo man gerade ist, nur leben kann. Raffaele, der versucht Liebe zu geben, findet diese lediglich in seinen Jazzplatten. Ester bleibt eine verdrossene Frau, die immer ihrem Glück nachrennt. Sei es in Genua, in Mailand oder später wieder zurück auf Sardinien. Felicita hingegen ist stets unverdrossen und lebt mit ihren unehelichen Sohn, Gregorio, in dem bunten Hafenviertel von Cagliari. Auch die Vermieterin und Freundin von Felicitas, ist von Missmut und einem düsteren Menschenbild geprägt, doch bewahrt sich Felicitas stets ihre Zuversicht. Gregorio findet zum Missfallen der dortigen Nachbarn Gefallen am Klavierspiel und wird später ein Pianist, den es nach New York verschlägt. Doch wird dem glücksbegabten Gregorio ein geliebter Mensch geraubt und bei allen schlägt das Schicksal zu.

Alle Schicksalsstränge sind durchwoben von der Suche nach Glück und Heimat. Ein leichtfüßiger Roman, der voller Leben und Lebensweisheiten, die leider ab und zu leichten Phrasen tendieren,  steckt. Was ist das Wesentliche im Leben und was würde es zu einem perfekten Leben machen? Wie kann man dennoch das Glück in einer nicht perfekten Welt finden? Der Roman wurde aus dem Italienischen von Monika Köpfer übersetzt und ist ein schöner, charmanter Generationenroman, der die sardische Heimat der Autorin als schöne Kulisse belebt.

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