Laura Vogt: „Was uns betrifft“

Laura Vogt Was uns betrifft ZytgloggeEin ziemlich intimer Roman, der das Weibliche von innen nach außen stülpt. Bei dieser anspruchsvollen Lektüre wird man zu einem heimlichen Beobachter. Die Themen werden für den Lesenden anschaulich und fast schon spürbar. Ein Roman, der für weibliche und männliche Leser wichtig ist, fast schon therapeutische Wirkung haben könnte. „Was uns betrifft“ betrifft uns, egal welches Geschlecht.

Im Großen und Ganzen geht es um Selbstfindung, Entfremdung, Entfernung, Nähe und Familie. Die Autorin spielt dabei mit den gesellschaftlichen und familiären Rollenbildern, um diese auch wieder gekonnt zu zersprengen. Es ist kein  Beziehungsroman, sondern eher ein sprachliches Einfühlen in das Innenleben der Protagonisten. Im Vordergrund sind es drei Frauen, Rahel, Fenna und Verena. Der Hauptcharakter, die Schwester und die Mutter. Rahel wäre eigentlich Sängerin. Sie schrieb Texte und liebte den Jazzgesang. Doch dann wurde sie schwanger und von Martin, dem Vater des Kindes, sitzengelassen. Dies ist ein wiederkehrendes Trauma in der Familie, das Alleingelassen werden. Auch Verena, Rahels Mutter, hat sich einst getrennt, um jetzt mit einer Frau zusammenzuleben. Somit hat bisher nur die Mutter auf ihre innere Stimme gehört. Rahel verliert ihre Stimme und auch das innere Gespür zu sich selbst kurzweilig. Als das Kind in ihr wächst, lernt Rahel den Schriftsteller Boris kennen. Auf einer seiner Lesungen kommen sich beide näher. Es ist eine Freundschaft, die unaufdringlich und fürsorglich beginnt. Boris schlägt auch ein gemeinsames Wohnen vor. Er lebt in einem großen Haus mit vielen Zimmern, die bisher ungenutzt sind. Aus dieser Gemeinsamkeit wird mehr und Rahel wird erneut schwanger, diesmal von Boris, der bleibt, aber langsam Rahel nicht mehr versteht, da diese in eine nachgeburtliche Depression fällt. Rahel verliert ihre Welt und geht auf Distanz. Besonders zu dem neugeborenen Kind und zu Boris, der immer hilfloser erscheint. Fenna, die  Schwester wirkt getriebener, entschiedener und hat auch mit ihrer Weiblichkeit zu tun. Die Mutter wird kränklich und es kommt zu einem Treffen in Boris Haus. Kann zu einer gemeinsamen Nähe zurückgefunden werden?

Ein Roman über Frausein, Schwangerschaft, Geburt und das Zusammenleben. Ein Text voller Vielschichtigkeit. Mit sehr viel Feingefühl und Einfühlungsvermögen werden die Figuren ausgearbeitet. Das Innenleben macht diesen Roman lesenswert und dadurch sogar spannend. Durch die Sprache und den genauen Blick der Autorin schält sich ein Bild aus der angelegten Oberfläche und bekommt dadurch immer mehr Tiefe. Ein Roman um das Alleingelassen sein und um das Empfinden zwischen Mutter, Tochter, Mann und Frau. Die Vorstellungen des Weiblichen und Familiären werden literarisch beleuchtet und erfahrbar. Der Wunsch nach Individualität, der einhergeht mit der Sehnsucht nach Gemeinsamkeit. Dies Buch könnte uns alle betreffen.

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