
Ein Roman über Flucht, Heimkommen und Freundschaft. Freundschaft kann wie ein Zuhause sein. Jeder Freund, der fehlt, wird zu einem abgebrochenen Stück Heimat. So ist auch jede Flucht ein Abbröckeln der Persönlichkeit. Mit jedem versuchten Weggang bleibt immer etwas von einem selbst zurück. Bei jedem Neuanfang wird aber auch das Leben stets ein Stück größer.
Salih Jamal ist vernarrt in Bücher und Literatur und dies zeigt sich in seinen Werken. Er beschreibt und durchdringt vieles. Er kleidet seine Gedanken in Worte, die sich wie eine Haut um den Inhalt legen. Hier und dort durchbricht das Beschriebene den Panzer und lässt Blicke in das Seelenleben der Protagonisten und des Autors erahnen. Salih Jamal schreibt mal zart, mal deftig, aber stets wortgewaltig. Er wirkt durch seinen Text wie ein feinfühliger und emotionaler Denker, der einiges in seinen gewaltigen Wortausbrüchen verkleidet. Das beschriebene Grau ist ein Farbspiel, das die Nuancen des Lebens darstellt. Zwischen Weiß und Schwarz gibt es unfassbar viele Abstufungen. Goethe schrieb am farbigen Abglanz hätten wir unser Sein. Salih Jamal vermutet, dass es eventuell nicht die Farben sind, sondern die Schatten, die uns prägen.
Es ist die Geschichte von Ante, den alle, in Bezug auf „Die göttliche Komödie“, Dante nennen. Er ist ein Getriebener. Er flieht vor sich selbst. Wobei er erkennt, dass diese Flucht unmöglich ist. Er ist bei seiner Flucht vorerst in einem Hotel gestrandet. Dort trifft er auf Rofu, der aus Afrika gekommen und ebenfalls im Hotel tätig ist und auf Mimi, die aus England stammt. Mimi hat ein dunkles Geheimnis und hat ferner eine enorme Anziehungskraft auf Dante. Eines Tages stößt Novelle zu ihnen. Sie ist noch sehr jung und wie alle anderen innerlich verletzt und gebrochen. Die Charaktere sind wie das Hotel renovierungsbedürftig und sie versuchen, ihre Risse zu kaschieren.
Novelle erzählt auf einem Ausflug mit einem Boot ihre dunkle Geschichte. Sie war ein Opfer und ist seitdem sehr verletzt, introvertiert und sehr reizbar und launisch. Aber auch Mimi zeigt plötzlich ihre Wandlungsfähigkeit. Als zwei neue Gäste im Hotel eintreffen, meint sie, in diesen Polizisten zu erkennen, die sie womöglich suchen, denn sie hat mit einem Pilzgericht ihren Mann vergiftet. Dante, Rofu und Novelle helfen Mimi und geraten damit auch in eine Auseinandersetzung und müssen erneut verschwinden. Diesmal gemeinsam. Sie klauen ein Boot und eine neue Flucht beginnt und somit ihre Geschichte. Eine Flucht vor den inneren und äußeren Dämonen. Doch wird ein Flüchtender, ein Getriebener jemals irgendwo gänzlich ankommen können?
Ein wunderbarer Roman, der Grobes neben einer Zartheit duldet. Die Figuren strahlen eine gewisse Faszination aus, die neben dem Handlungsverlauf eine große Spannung aufbauen. Salih Jamal lässt durch seinen eigenen Text die Welt der Literatur durchscheinen. In „Das perfekte Grau“ lebt unter anderem immer wieder der Geist von Philippe Djians „Betty Blue“ auf.
Der Autor und sein Werk haben das Potential zum Kult!
Danke an den Autor und den Septime Verlag für mein Zitat auf der Rückseite des Buches
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Hallo,
das klingt wirklich nach einem ganz besonderen Roman! Der Verweis auf „Betty Blue“ macht mich neugierig ( es ist ewig her, dass ich das Buch gelesen habe), aber auch ansonsten spricht mich die Rezension stark an.
LG,
Mikka