
Diese Miniaturen vermögen das, was große Literatur schafft. Im Kleinen ist zuweilen alles gesagt. Das Nichtige, das Großartige, das Groteske und das Witzige. Das Buch ist ein Aufruf zur Reduzierung, das beim Lesen eine steigernde Erwartungshaltung erzeugt und man durch die Kurzprosa schmunzelnd taumelt. Unbedingt chronologisch lesen, denn der Aufbau überrascht wie der Inhalt. Zuweilen wird die vorherige Thematik oder das Bild erneut aufgegriffen. Die Miniaturen sind in drei Teile gegliedert. Jeweils sind es dreiunddreißig Texte des jeweiligen Autors und die letzten dreiunddreißig Fragmente sind von beiden zusammen geschrieben. Es sind somit 99 kleine Kieselsteine, die ins Meer geworfen gehörig Wellen schlagen können…
Es sind Fragmente, Satzstrukturen, die meistens ins Komische wandern. Auch wenn mal gestorben, gemordet und verletzt wird, ist es immer witzig und man freut sich auf den nächsten Abgrund, der sich literarisch öffnet. Immer sind es paradoxe Situationen, die ins Urkomische driften.
Ein Killer, der mit seiner Anzahl an Ermordeten prahlt, die er aber selbst trinklaunig immer weiter bescheiden herunterzählt, um letztendlich selbst zu verblassen. Ein Junge, der alleine zuhause ist, seine Freiheiten im Kopf durchgeht und gerade dadurch einfach sitzen bleibt und nichts tut. Wir erfahren Dinge, die wir bestimmt wissen sollten, auch dass wir letztendlich überflüssig sind. Durch den überfüllten Alltag wird dann schon mal die Prophezeiung einer Wahrsagerin vergessen oder eine Frau trägt erneut das Totenkopfkleid und die Straßenführung kann individuell als ein Angriff erlebt werden.
Die ganze Dramatik im Leben bekommt hier ihren Witz. Die Situationskomik, die meist aus ungewöhnlichen Bedingungen erwächst, macht in diesem Fall süchtig.
Wie soll man eine Inhaltsangabe bei so einem großartigen Miniaturen-Reigen schreiben? Das Buch muß erlebt und gelesen werden. Es begeistert, unterhält und bringt einen immer wieder zum Lachen. Am Ende ist noch ein Gespräch zwischen den beiden Autoren inszeniert und abgerundet wird es mit einem Nachwort von Georg Klein.
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