Friða Ísberg: „Lederjackenwetter“

In einer zweiten Haut muß man sich wohlfühlen. Sie schützt vor den äußeren Umständen. So ist auch das Buch „Lederjackenwetter“ von Friða Ísberg ein Raum, in dem man Schutz und Einklang findet. Ein Klangraum, in dem man sich immer wieder wohlfühlt. Der Klang dieser Lyrik, dieser Lautmalerei und die Entwicklung der einzelnen Gedichte ergeben einen wunderbaren Reigen.

Mit den Kapiteln wandeln wir von einer Person zu zwei, um letztendlich ein Wir zu werden. Ganz persönliche, klug komponierte und toll eingefangene Stimmungen machen das Buch zu einem Erlebnis. Es sollte auch als ein Ganzes gesehen und gelesen werden. Wenn der Reigen im Ganzen wahrgenommen wurde, lohnt es sich, erneut in die lyrischen Momente zurückzukehren. Wie ein Konzeptalbum, das erst im ganzen Durchlauf verstanden werden kann, aber jeder einzelne Song für sich einzeln auch perfekt funktioniert. Der Vergleich zu einem Konzeptalbum ist beim „Lederjackenwetter“ auch ein passender, denn die Lederjacke ist zuweilen ein Symbol der Rockmusik, die aus harter, aber melodischer Musik besteht. Wieder ein Schutzraum. Eine Schallmauer, die einen umhüllt und Zuflucht gewährt. Das Gitarrenspielen, Hardrock-Hören und das Tragen einer Lederjacke ist eines der vielen Sinn- und Naturbilder der Lyrik von Friða Ísberg.

Die Gedichte sprechen von einem Suchen nach dem geeigneten Platz, dem Ringen nach Zuflucht und einem Schutzpanzer vor den äußeren Einflüssen. Jedes Rüstzeug wird angelegt, um das Sensible, Verletzliche im Inneren zu bewahren und zu erhalten. Besonders in der Jugend suchen wir nach Schutzräumen und seelischen Verstecken. Voller bildhafter Kreativität sprudelt die Lyrik von Friða Ísberg auf den Lesenden ein. Eine poetische Sicht auf den Lebensweg. Ein Wachsen, das nicht verwurzelt ist wie ein Baum, sondern sich in eine wunderschöne Wiese ausgießt. Das spiegelnde Ego sucht und findet eine alte Seele und ein Wir erwächst aus den Gedichten. Die Wiese mit ihren vielen Pflanzen und Unkräutern wird erwachsen und die Lederjacke wird zuweilen zu schwer.

Es lohnt sich immer wieder die wunderbaren Texte aufzusuchen, denn dadurch kristallisieren sich neue Bilder heraus. Das Buch „Lederjackenwetter“ ist ein Gedicht bestehend aus vielen. Ein purer, bildgewaltiger, humorvoller und kluger Lesespaß.  

Die kunst- und klangvolle Übersetzung aus dem Isländischen stammt von Wolfgang Schiffer und Jon Thor Gíslason. Die Übersetzung steht jeweils neben dem Original und es ist sehr empfehlenswert, beide Sprachlaute der Lyrik auf sich wirken zu lassen. Der liebe und großartige Wolfgang Schiffer liest auch für Leseschatz-TV das Gedicht „Byrdi“ / „Bürde“ aus „Lederjackenwetter“ auf Isländisch und in der Übersetzung.

Vielen Dank, lieber Wolfgang Schiffer

Zum Buch in unserem Onlineshop

Weitere Lesetipps von mir auch auf YouTube: Leseschatz-TV

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2 Antworten zu “Friða Ísberg: „Lederjackenwetter“

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