
Jeder kommt wohl bei dem Namen der französischen Hauptstadt ins Schwärmen. Paris, die Stadt, das Leben, die Menschen und das Licht verwandeln einen, meist lohnt bereits der Gedanke daran. Das vorliegende Werk versteht es, diese Sehnsucht einzufangen, zu vertiefen oder zu entfachen. Ein Buch zum Entdecken und Erinnern. Die Bilder und die stimmigen Texte wecken pure Reiselust.
Im Vordergrund stehen die Aquarelle und Urban Sketchings von Anita Ulrich. Die Bilder fangen Lebensmomente in der ganzen Stadt ein. Dabei liegt das Augenmerk nicht auf den touristischen Sehenswürdigkeiten. Diese werden gezeigt, aber bleiben, wie bereits das Titelbild belegt, im Hintergrund. Es sind Augenblicke im Alltag, voller Ruhe und Lebendigkeit. Paris lebt vom Licht und das Spiel des Lichtwechsels wird zart durch die Farben und Pinselführung eingefangen. Das Buch ist kein gewöhnlicher Bildband. Die visuelle Liebeserklärung an die Stadt wird verstärkt durch die Zitate. Eine gelungene Auswahl an Texten über die Eindrücke der Stadt. Somit ist das Buch eine kulturelle Reise mit Schriftstellern durch Paris mit Textfragmenten und Zitaten von Heine bis Houellebecq, wie es bereits im Untertitel heißt.
Die Bilder fixieren das leichte Leben, das uns auch die Metropole selbst gekonnt vorgaukelt. Die Stadt lebt von der Sinnlichkeit, die sie uns vermittelt. Die Bilder zeigen Besucher eines Flohmarktes, die sich Bücher ansehen, Fahrräder, belebte Stadtparks, flanierende und genießende Menschen und die Besonderheiten der jeweiligen Arrondissements. Immer wieder ist es das Licht, das auch bei Regen, die Schönheit reflektiert. Auch die Texte beleben das Lebensgefühl und sind wie ihre Autoren bunt gemischt. Bild und Wort sind abgestimmt auf die Kapitel und Überschriften. Dennoch ist es kein Werk zum chronologischen Lesen. Das Buch funktioniert am besten wie die das Erkunden der Stadt. Zum Durchstöbern, Verweilen und zum Bestaunen. Auch der Schatten bleibt nicht unerwähnt, die Texte durchstreifen Geschichte und sind dadurch nicht immer frohen Gemütes. Somit erklingt neben der Leichtigkeit auch das Nachdenkliche. Wie in einem schönen Chanson, der meist von einer melancholischen Fröhlichkeit getragen wird.
Abgerundet wird das Buch, das ein Lesebändchen in den französischen Nationalfarben hat, durch ein lesenswertes Nachwort von Rainer Moritz.
Die 180 Texte wurden von Claus Lorenzen ausgewählt. Das Titelbild steht hier Pate für die Leichtigkeit der eingefangenen Alltagsmomente durch Anita Ulrich. Für jeden frankophilen Buchmenschen ist der Bildband eine Bereicherung. Für nicht frankophile Leser eine Aufforderung. Ein wunderschönes Werk.
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