Alexander Rösler: „Der Mann hier unten“

Was passt zu uns und wohin gehören wir? Chaos, Ordnung, Land, Stadt sowie unten oder oben? Sind wir ein Teil der Natur oder haben wir uns immer weiter von dieser entfremdet? Was ist denn das Chaos? Natürlich wuchernde Flora oder ein gepflegter Garten? Der Mensch mag zuweilen tierischer als jedes Tier erscheinen und wähnt sich oft doch sehr erhaben. Alexander Rösler lädt zu einer Sprachparty ein, die durch knapp gesetzte Szenen zu einem präzisen Gesellschafts-Event ausufert. Mit guter Beobachtung entwirft Rösler mit nur wenigen Sätzen ganze Welten und wirft uns kopfüber in diesen Spaß.

Zu erwähnen sei auch noch, dass der Rückseitentext des Buches Absagen von renommierten Verlagen ziert. Absagen, die sich eigentlich wie Lobeshymnen lesen und verwundern, warum diese Sätze in Absagen formuliert wurden. Zum Glück ist das Werk ja dennoch erschienen und passend von Ulrike Küster illustriert.

Die Handlung wird durch verschiedene Perspektiven erzählt. Jedes Kurzkapitel trägt die Überschrift der agierenden Figuren. Menschen, Menschtiere und Hunde wissen hierbei einiges zu berichten.  Felicitas hat einen Hof, den sie jetzt als Retreat betitelt, geerbt. Diesen renoviert sie mit ihrem Künstlerfreund Clemens und sie wollen demnächst ein Einweihungsfest feiern. Ihr Vater lebt in einem Heim und hat weiterhin noch Pläne. Er wird zuletzt die Party nur kurz aufsuchen, um die Szenerie letztendlich ganz zu verlassen. Ein Freund geht in den Ruhestand und reist nach Rhodos, um dort eine kleine Bleibe zu erstehen. Doch bevor er in Griechenland Fuß fassen kann, ist er Felicitas und Clemens bei der Hofgestaltung behilflich. Auch eine Freundin mit ihrem Sohn taucht auf und beide, besonders der Sohn, fixieren die Geschehnisse bildreich für die Nachwelt.

Die Handlung beginnt beim Einkauf. Felicitas begegnet einem Fuchs. Keinem echten, nur einem Mann, der sie an einen erinnert. Er betritt nach ihr die Bäckerei und möchte Reste erstehen. Aus unerklärlichen Gründen ist Felicitas von dieser Erscheinung fasziniert und folgt dem Mann, den sie nun auch Fuchs nennt. In einer ruhigen Gegend hebt er einen Kanaldeckel und geht nach unten. Dort lebt er, in der Unterwelt der Stadt. Er hat sich von der Gesellschaft und dem obigen Leben entbunden. Neben dem Abwasser im Trockenen hat er sich mit Kinderwagen, Kerzen und Gerümpel eingelebt. Er ist Mathematiker und hatte für eine Versicherung diverse Logarithmen geschrieben und berechnet. Auf einem Firmenausflug kommt er durch eine berauschende Zeremonie aus seiner Bahn und verschwindet nach unten und pflegt dort selbst seine Rituale, die er nun auch bei Felicitas anwendet, die ihn öfters aufsucht. Auch kommt sie auf die Idee, ihn zu der Einweihungsparty als Hauptattraktion einzuladen. Zum Fest erscheinen alle und der Höhepunkt steht bevor. Denn auch der Fuchs, der gebacken hat und seine Show ganz am Ende der Feier ausführen wird, ist da.

Er, der Fuchs, der unter unseren Füßen lebt, bringt alles durcheinander. Er stellt die Welt auf den Kopf und der Horizont verschiebt sich. Drogen, Visionen und Lebensziele vermischen sich und formen eine kunterbunte Welt. Dieser Roman vertieft „Die dunkle Seite des Mondes“ von Suter und nascht von „Wilhelms Pilz“, den uns bereits Michael Engler serviert hat. Die Handlung berauscht, verwirrt und regt an. Die Charaktere und ihre Geschichten sind fein und klug entworfen und treten sehr lebendig aus den Zeilen und machen es sich in unseren Köpfen bequem.

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