Haruki Murakami: „Von Männern, die keine Frauen haben“

Murakami

Das neue Buch von Haruki Murakami ist diesmal kein Roman sondern eine Sammlung an Kurzgeschichten, die alle eins gemeinsam haben: Die kurzen Erzählungen handeln gleich dem Titel „Von Männern, die keine Frauen haben“.

„Zu den Männern, die keine Frauen haben, zu werden ist ganz leicht. Man braucht nur eine Frau leidenschaftlich zu lieben, die dann verschwindet.“… „Und sobald ihr einmal Männer seid, die keine Frauen haben, dringt die Farbe der Einsamkeit tief in eure Körper ein.“

Wieder sind es die Farben, wie in dem tollen Roman „Die Pilgerjahre des farblosen Herrn Tazaki“.  Wiedermal ist es ein Buch, das wunderbar gestaltet ist. Der Schutzumschlag ist aus durchsichtigem Material, das farbig bedruckt dem farblosen Buch erst die Farbe gibt. Auf dem Buch ist ein farbloser Herr, der sich durch diesen Umschlag in eine bunte Frau verwandelt. Das zentrale Thema aller sieben Erzählungen von Murakami ist die menschliche Seele. Diese ist gleich dem Licht, das erst für uns sichtbar wird, wenn es etwas anstrahlt. „Am farbigen Abglanz haben wir das Leben“ Goethe.

Es ist eine Sammlung von Erzählungen, die voller Geschichten sind, die mich berührt haben und die typischen Themen von Murakami aufgreifen. Die sieben Erzählungen handeln von einsamen Menschen, denen um glücklich zu sein etwas ganz entscheidendes fehlt…

Uns begegnen unter Anderem ein Schauspieler, der eine Chauffeurin einstellt und seine Einsamkeit mit den ganzen Rollen aus Film und Theater überspielt, ein Schönheitschirurg, dem das Herz bricht, weil seine Geliebte ihren Ehemann verlässt, aber zu einem andern Geliebten zieht. Ferner erleben wir die Einsamkeit eines Mannes, der mit seiner Haushilfe schläft, die ihm nach dem lieblosen Sex Geschichten erzählt, die ihre jeweilige Einsamkeit nur noch mehr vertiefen oder wir lernen einen Mann kennen, der von seiner Frau verlassen wurde und eine Bar eröffnet und von seinen eigenen Dämonen heimgesucht wird. Eine Erzählung ist sogar eine umgekehrte „Verwandlung“ von Kafka:

„Als er erwachte, fand er sich in seinem Bett in Gregor Samsa verwandelt.“

Ein Buch, das man traumwandlerisch liest und beim beenden all dieser Traumbilder, hier Kurzgeschichten, ist man leicht entrückt und die Geschichten beginnen zu verblassen. Aber eine tiefe Leere bleibt, die man wohl so schnell nicht zu füllen vermag. Oder waren alle Träume doch nur ein einziger Traum…? Gleich den Katzen in seinen Romanen und diesen Erzählungen, wird man zum Beobachter zwischen den Welten…

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