Dennis Lehane: „Am Ende einer Welt“

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Ein neuer Mafia-Roman von Dennis Lehane. Wiedermal lädt das Buch zu stimmungsvollem Kopfkino ein. Eine melancholische Schwarz-Weiß-Stimmung mit vielen Kugeln und coolen Männern mit diabolischem Charme und eleganten Hüten. Auch wenn die meisten fiese Gangster sind und man deren Taten nicht gut heißen darf und kann, mag man einige der „Helden“ und fiebert mit. Denn Gewaltverbrechen sind für die meisten alltägliches Geschäft, auch wenn der Hauptprotagonist diese eigentlich verabscheut, ist sie doch ein nützliches Mittel zum Zweck…

Der Romanheld ist Joe Couglin, den wir bereits aus „In der Nacht“ kennen. Im vorherigen Roman konnten wir miterleben, wie er vom Handlanger zum Chef eines Rum-Schmuggel-Syndikats aufsteigt. Dank der Prohibition ist er ein gemachter Mann geworden, der innerhalb und außerhalb der Mafia großen Einfluss ausübt. „Am Ende der Welt“ spielt 1943. Joe lebt zurückgezogen und hält sich als Boss aus dem aktiven Geschäft heraus, aber er ist weiterhin ein geschätztes Mitglied und Consigliere des Bartolo-Syndikats. Er hat mehr oder weniger seine kriminelle Vergangenheit hinter sich gelassen. Er ist alt geworden, aber immer noch fit und geistig und körperlich bestens in Form. Da seine Frau verstorben ist, pflegt er eine Beziehung zu der attraktiven Gattin des Bürgermeisters. Aus seiner Ehe ist ihm die Erinnerung und sein Sohn, Thomas, geblieben. Damit er Thomas ein einigermaßen geordnetes Leben bieten kann, verübt er keine direkten Verbrechen mehr.

Die Welt ist im Wandel, denn es herrscht Krieg in Europa. Joe betrachtet den Krieg als Gelegenheit noch mehr Geld zu verdienen. Die vielen Toten sind ihm egal, er kennt sie ja auch nicht persönlich.

„Für die meisten Menschen ist in meinem Herzen kein Platz. Ich habe nichts gegen sie, aber es nimmt mich auch nichts für sie ein.“

Sein Rat ist stets hilfreich, um seine Mafia-Familie noch reicher zu machen und er gilt als loyaler und ehrlicher Partner. Doch fühlt er sich vielen überlegen und damit macht er sich nicht überall beliebt. Eines Tages vernimmt er aus einem Gefängnis eine warnende Stimme, denn er hat Neider und anscheinend auch Feinde. Wurde ein Kopfgeld auf ihm angesetzt und wurde ein Killer beauftragt, ihn zu beseitigen?

Er möchte nicht, dass die Menschen, die er zu seiner engsten Familie zählt, seiner Frau folgen müssen und auf keinen Fall soll seinem Sohn Thomas etwas zustoßen oder dieser gar ohne Vater aufwachsen.

Ein Mafia-Epos mit vielen tollen Lebens- und Nebengeschichten, die in reale historische Ereignisse eingebunden sind. Ein spannender, witziger Roman voller machtgieriger, korrupter und verrückter Menschen. Ob jemand Banker oder Gangster wird, hängt in dieser Welt vom Hochschulabschluss ab.

Ein rasanter Lehane, der wiedermal tolle Unterhaltung bietet und bei mir trotz der Gewalt und Melancholie für gute Laune sorgte…

Dennis Lehane, irischer Abstammung, geboren 1965 in Dorchester, Massachusetts. Seine erfolgreich verfilmten Bücher „The Drop – Bargeld“, „Mystic River“ und „Shutter Island“ sind Weltbestseller. Das Prohibitions-Epos „In der Nacht“, verfilmt von Ben Affleck, kommt 2017 in die Kinos.

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