Eduardo Galeano: „Geschichtenjäger“

Eduardo Galeano Geschichtenjäger Peter Hammer Verlag

Eduardo Galeano wurde 1940 in Uruguay geboren und starb 2015 in seinem Geburtsort Montevideo. Er war Journalist, Essayist und Autor. Er war eine Galionsfigur der linken Intellektuellen Lateinamerikas und seine Bücher sind alle recht unkonventionell. Für sein literarisches Werk erhielt er viele Preise.

Als Eduardo Galeano am 13. April 2015 starb, war das vorliegende Buch „Geschichtenjäger“ fertiggestellt, aber noch nicht veröffentlicht. Auch in seinen letzten Monaten ging er seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Schreiben, nach. Diese neuen Geschichten, die er lediglich Kritzeleien nannte, hatten viel mit den Texten aus „Geschichtenjäger“ gemein und sind daher ein Teil dieses Buches geworden. Somit ist dieses Buch ein beeindruckendes letztes Werk des politischen Literaten.

Ein humanistisches Manifest, das aus Miniaturen besteht. Die Texte sind meist nicht länger als eine halbe Seite. Es sind Parabeln, Anekdoten, Geschichten, Erinnerungen, Erdachtes oder Übertragenes. Eins eint fast alle: sie wirken unscheinbar und entfalten dann doch eine nachhaltige Wirkung. Oft ist es eine feine humorvolle Pointierung, die der Lektüre viel Spaß gibt. Durch die Metaphorik werden mehr oder weniger gesellschaftliche und politische Missstände aufzeigt.

„… Die Vögel, die einzigen Freien dieser Welt voller Gefangener, fliegen ohne Treibstoff, von Pol zu Pol, die Route entlang, die sie wählen, und zur Uhrzeit, die ihnen gefällt, ohne die Regierungen um Erlaubnis zu bitten, die meinen, dass ihnen der Himmel gehört.“

Das Buch ist heiter, einfach, tiefgründig, schön und meist lebensklug. Der Lebenswunsch nach Freiheit, Gleichheit und Einfachheit ist stets spürbar.

„Im Regenwald am Amazonas gibt die Natur Unterricht in Vielfalt. Seine Bewohner kennen verschiedene Bodenarten, achtzig unterschiedliche Pflanzenarten, dreihundertvierzig Arten von Ameisen und dreihundertzehn Vogelarten auf nur einem Quadratkilometer.“

Dieser Quadratkilometer ist gleichzusetzen mit diesem Buch: der ganze Kosmos, der sich durch die kurzen Minigeschichten eröffnet, ist sehr vielfältig und bunt. Der Bogen wird vom Leben bis zu den Gedanken über den Tod gesponnen. Mittendrin gibt es den Blick auf die Obigen und die darunter. Ein Autor, der stets den Blick auf die einfachen Menschen richtet und sich und seine Texte niemals zu ernst genommen hat. Ein wunderbares, kurzweiliges Werk, das es zu entdecken gilt und das nach dem Lesen seine Spuren hinterlässt.

„Der Wind verwischt  die Spuren der Möwen. Der Regen löscht die Spuren menschlicher Schritte. Die Sonne tilgt die Spuren der Zeit…“

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