Ilinca Florian: „Bleib, solang du willst“

Ein moderner Familienroman, der genauestens auf das alltägliche Leben zweier starker Schwestern schaut. Die Erzählung sich aber nicht im Alltag verheddert, sondern immer detaillierter und berührender wird. Am Ende stimmt das Gelesene nachdenklich und hinterlässt eine traurig-schöne Leere.

In dem vorherigen Werk der Autorin, „Das zarte Bellen langer Nächte“, ging es um das Finden und das Abgrenzen und um das selbstbewusste Nebeneinander. Dieses Themenpaket vertieft sie nun und sucht für ihre aktuellen Figuren ein unabhängiges, freies Leben.

Das eigene Schicksal zu lenken fällt bereits schwer. Unmöglicher ist es, dieses in die Hand zu bekommen, wenn es sich um einen geliebten Menschen handelt. Wie schnell sich das Leben wandeln kann, erfahren Martha und Charlotte. Zwei Schwestern, die sehr unterschiedlich sind. Martha ist impulsiv, gefühlsbetont und leicht chaotisch. Charlotte verkörpert von allem fast das genaue Gegenbild. Ein versehentlicher Handytausch ist der Anfang des Dramas. Martha ist Mitte zwanzig und lebt mit ihrem Mann, Niklas, in Weimar. Ihr gemeinsamer Sohn, Emil, ist gerade acht Monate alt. Niklas hat versehentlich Marthas Handy eingesteckt und sein eigenes zuhause liegengelassen. Nachrichten treffen ein, die durch den angezeigten Kurztext sein freizügiges Liebesleben offenbaren. Martha zieht kurzentschlossen zu ihrer Schwester nach Berlin. Beide eint neben der belasteten Beziehung zur ihrer Mutter auf den ersten Blick nicht viel. Martha träumt von einer Karriere als Jazzsängerin und die ältere Charlotte arbeitet in der Unternehmensberatung. Später organisiert Charlotte Martha auch einen Job am Empfang dieses Unternehmens. Die durchgestylte und stets organisierte Businesswelt scheint nicht zu der leicht verträumten Martha zu passen. Überall treffen verschiedene Welten aufeinander. Die mittellose und von Träumen als Sängerin getriebene junge Frau mit Kind ist in der Großstadt auf die Hilfe ihrer großen Schwester angewiesen. Dabei sind Streitigkeiten, die im Alltag oder der gemeinsamen Vorgeschichte wurzeln, vorprogrammiert. Aber im vermeintlichen Gegeneinander kristallisiert sich stets ein Füreinander heraus.

Was sind die eigenen Wünsche im Leben, was möchte ich erreichen? Ist das Leben überhaupt planbar? Sehr authentisch und nahbar wachsen die Charaktere aus den Zeilen. Die Dialoge sind realistisch eingefangen und spielen mit der jeweiligen Sprache der Figuren. Ein Roman, der die Liebe und das Miteinander feiert. Das Ende, das natürlich nicht verraten wird, lässt einen über das Leben nachdenklich werden.

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