Ute Cohen: „Falscher Garten“

Ute Cohen lässt uns erneut in die dunklen Ecken unserer Gesellschaft schauen. Das grüne Tal wird durch bestimmte Hände schmutzig und der idyllische Schein der verblendeten und naiven Bürger ist trügerisch. Die Perspektive ist in den Werken von Cohen stets die der Antihelden, der unsympathischen, skrupellosen und monströsen Menschen. Doch ist die Figurenzeichnung immer so angelegt, dass man ihnen, wie ihre Opfer, verfällt. Sie verstehen, uns mit ihrem Mahlstrom an Gedankenbildern an sich zu fesseln. Ute Cohen zieht sich diese Figuren kunstvoll an, schlüpft in deren Gedanken, Emotionen und verwandelt diese in eine zu dem entsprechenden Charakter passende Sprache.

Ute Cohen hat mit „Satans Spielfeld“ (siehe Leseschatz-TV (YouTube)) ihren persönlichsten Roman geschrieben, der, wie wir letztendlich erfahren haben, ihrer eigenen Biografie entsprungen ist und gerade dadurch das Ungeheuerliche gruseln lehrt. In „Poor Dogs“ tauchen wir in Figuren ein, die jegliche Grundlage der Menschlichkeit aus den Augen verlieren und alles nach Portfolio-Analysen und weiteren Business-Modellen ausrichten. Im Roman „Falscher Garten“ versucht sich ein Psychopath ein gemütliches, grünes Nest zu bauen.  Ein spannender und böser Roman, der die Gedankengänge und Erlebnisse eines Serienmörders freilegt. Dieser empfindet sich als gebildet, klug und dem Umfeld enthoben. Seine mörderischen Werke sind kunstvollen Vanitas nachempfunden. Doch da Leichen seinen Weg und seine Kunst kennzeichnen, ist er betrübt, dass die Medien dies nicht erkennen und ihn stattdessen als Monster bezeichnen. Aus ihm spricht auch eher eine sogenannte Bauernschläue, die ihn die Menschen in seinem Umfeld durch Verniedlichung oder Schubladen-Degradierung in seiner Wahrnehmung klein halten lässt.

Im Berliner Villenviertel Grunewald lebt die Journalistin Susa mit ihren Kindern. Sie hat eine Vergangenheit, die in der Punkszene zu wurzeln scheint und sie geht auch in Folge mal auf eine Demo gegen die soziale Ungerechtigkeit in Bezug auf die Neureichen. Aber mit ihrem neuen Lebenspartner, Valverde, spricht sie nicht über Vergangenes. Er kümmert sich liebevoll um die Kinder, macht ihnen auch extra Nudeln mit Tomatensauce, wenn Susa und er lediglich Salat essen. Er hat handwerkliches Geschick und betätigt sich im Haus und Garten. Susa empört sich oft über die in den Medien titulierte „Uckermark-Bestie“, nicht ahnend, dass ihr Liebhaber jener gesuchte Mann ist.

Valverde sucht das bürgerliche Leben und will einen Neuanfang. Als bei den Nachbarn, dem Schokoladenfabrikanten, der Haussegen schief hängt, wird Valverde aufmerksam, besonders, weil die Frau verschwunden ist. Viele Geschäftsideen sprudeln in seinem Kopf, denn langsam wird sein Geld knapp. Nicht immer sind diese Ideen legal oder sauber. Der falsche Garten ist eine Gedankenspirale, die sich um Valverdes Weltbild dreht.

Eine unterhaltsame Sprungübung in ein vermeintlich grünes Tal. Der Untertitel des Buches lautet „Eine schwarze Kapriole“. Eine Kapriole stammt aus der Reitkunst, gilt aber auch als launenhafter, toller Einfall und als ein übermütiger Streich. Dies gilt uneingeschränkt für den Roman von Ute Cohen.

Zum Buch in unserem Onlineshop

Siehe auch Ute Cohen zu Gast auf Leseschatz-TV

Weitere Lesetipps von mir und tolle Gäste auf YouTube: Leseschatz-TV

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