Ein schnell und gut zu lesender Roman, der vom Neuanfang nach einer Krebsdiagnose handelt. Es ist nicht wie bei John Green oder Jojo Moyes, in deren Büchern berührend gestorben wird, sondern es geht um den Weg zurück ins Leben. Ein Zurück nachdem eine Diagnose und langer Krankenhausaufenthalt einen aus dem alltäglichen Leben geworfen hat.
Wir lernen eine schlagfertige, leicht zynische Protagonistin kennen, die den Krebs bekämpft hat und lernen muss, das Leben und die Liebe wieder zuzulassen. Nach einem Jahr kann Nina das Krankenhaus verlassen. Sie ist geheilt, aber hat es noch nicht verstanden, dass sie gesund ist. Sie hadert stets und in ihr keimt immer die Angst eines Rückfalls. Ihr fällt es schwer, Menschen und Positives an sich heranzulassen. Selbst das geschenkte Auto stellt sie in Frage und hofft, die Eltern können es, sollte sie sterben, wieder mit nicht zu großen Verlusten abstoßen. Zurückblickend wird ihr Krankheitsverlauf erzählt. Sie ist um die zwanzig, Studentin und plant eine Reise mit ihrer Freundin Bahar. Um die Reise bereits angebräunt anzutreten, besuchen die beiden ein Sonnenstudio. Nach dem Besuch hat Nina rote Punkte auf der Haut und unglaubliche migräneartige Schmerzen im ganzen Körper. Der behandelnde Arzt überweist sie ins Klinikum, das sie so schnell nicht wieder verlassen wird. Die Diagnose lautet: akute myeloische Leukämie.
Nina wechselt alle drei Monate die Stationen und somit die Zimmer, die alle mit Bildern von Vincent van Gogh verziert sind. Diese Bilder werden ihr negativer Begleiter, die aber dennoch am Ende des Romans zu einer realen Reise animieren. Die Behandlung schlägt nicht richtig an und sie muss länger in der Klinik verweilen als geplant. Ein kurzweiliger Lichtblick ist einer der Pfleger, denn auch mit Bahar, die sich sehr um sie kümmert, ist sie zerstritten, weil diese einen Facebook-Aufruf ohne ihr Wissen gemacht hat.
Doch nach einem Jahr ist sie geheilt und kommt nachhause. Doch vertraut sie ihrem Körper nicht und kann mit der neuen, alten Situation kaum umgehen. Ihr Bruder, Theo, der für sie gebetet hat, ist gläubig geworden und ihre Eltern wollen ihr die Zeit und die Möglichkeit schenken, wieder zu sich zu finden. Mit Isabelle, einer Freundin, die ebenfalls wenig Nähe zulassen kann, geht sie auf eine Party. Durch eine unhygienische Situation, flüchtet Nina, hat dann aber mit dem geschenkten Auto eine Panne. Der Abschleppdienst kommt wiederwillig mitten in der Nacht. Es ist Erik, der bei seinem Vater aushilft und eigentlich nicht viel von Reparatur versteht. Seine Leidenschaft ist die Musik. Sie verlieben sich, schneller als Nina eigentlich bereit für das Leben und die Liebe ist. Wie soll auch Liebe funktionieren ohne neuen Lebensmut?
Der Lebensmut ist das zentrale Bild des Romans. In einer Szene begegnet sie einer Frau in einem Wartezimmer, die mit ihrem Sohn nach der Genesung einen Fallschirmsprung plant. Ein Bild von Lebensmut oder Lebensmüdigkeit? Dies spiegelt sich auch in der Aufmachung des Buches. Der Umschlag zeigt einen bunten Fallschirm und einen kleineren, dunklen Fallschirmspringer.
Der Roman kann gleich „Tschick“ und „Mädchenmeute“ als Literatur für junge Erwachsene gelesen werden. Insbesondere durch die schlagfertige Protagonistin werden wohl viele Leser in den Bann dieser warmherzigen und witzigen Geschichte gezogen. Ein Buch, das Mut macht für den Sprung ins Leben.
Es subt bei mir immer noch. Muss das dringend mal ändern!
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