Ein fabelhafter Kriminalroman, der mit einem tollen Ermittler als Helden daherkommt, der im Pensionsalter seine Polizeiarbeit wieder aufnimmt und eine ungewöhnlich gute Figur innerhalb der ganzen Kriminalliteratur abgibt.
Alan Auhl ist jener ruhige und altersweise Held in Garry Dishers Roman „Kaltes Licht“. Er wurde gebeten sogenannte Cold Cases, d.h. ältere und ungelöste Fälle zu bearbeiten. Der aus der Pensionierung zurückkehrende Sergeant wird von seinen jungen Kollegen nicht gerade herzlich und mit offenen Armen empfangen. Sein Einstieg ist von viel Spott und Hohn begleitet. Doch ist er altersmilde und lebensklug genug, um dies mit Wissen und Erfahrung zu überspielen und beharrlich auszublenden.
Die Handlung beginnt an einem milden Oktobermorgen im Garten der Familie Wrights auf der Blackberry Hill Farm. Die junge Familie ist vor Kurzem hierhergezogen. Im verdorrten Rasen beobachtet der Mann, wie eine Viper, ein großer Kupferkopf, sich Richtung Veranda schlängelt. Bevor er zuschlagen kann, was sowieso verboten wäre, verkriecht sich die Schlange unter einer Betonfläche. Der Ursprung oder der Nutzen dieser Fläche ist der jungen Familie bisher gänzlich schleierhaft. Die aufgeregte und verängstigte Familie lässt einen Schlangenfänger kommen, der aber auch nicht viel machen kann. Erst als ein weiterer Handwerker hinzukommt und die Betonfläche Stück für Stück freilegt, kommt nicht nur die Schlange zum Vorschein. Unter der Platte liegt eine skelettierte Leiche. Es stellt sich heraus, dass es sich um ein Gewaltverbrechen handelte. Da dieser Fall demnach länger her ist, wird die Abteilung für ungelöste Verbrechen eingesetzt und Sergeant Alan Auhl wird beauftragt, diesen zu bearbeiten. Aber es ist nicht nur der Fall des „Plattenmanns“, der ihn fortan beschäftigt. Da gibt es noch den Arzt, dessen erste Ehefrau unter geheimnisvollen Umständen gestorben war. Ferner die beiden Schwestern Elphick. Diese kontaktierten Alan Auhl bisher jährlich und haben nun, durch seine Rückkehr zur Polizei, ebenfalls große Hoffnungen, den Tod ihres Vaters durch den Sergeant aufgeklärt zu bekommen. Es sind diese Fälle, die einen sehr gekonnten Spannungsbogen um den liebenswürdigen und ziemlich neuartigen Ermittler legen. Der stille und vielschichtige Charakter ist ein sehr intelligenter Menschenfreund, der aber auch selbst seine kleinen Macken hat. Wenn ihn mal seine Exfrau besucht, genießen beide die gemeinsame kurze Zeit. In seiner Wohnung in Melbourne bekommen neben seiner Exfrau noch weitere Menschen Asyl und seine Hilfe. Das Bild, das seine jungen Kollegen von ihm haben, wandelt sich vom hilfsbedürftigen Gerolator-Greis zum nicht beirrbaren und erfahrenen Ermittler.
Das Schlangennest bleibt aber nicht nur jenes im Garten der Blackberry Hill Farm, denn es kommen immer mehr Unstimmigkeiten zu Tage und viele Aussagen der befragten Anwohner und eventuellen Zeugen weisen immer mehr Lücken auf.
„Kaltes Licht“ ist ein toller Roman und ein richtig guter Krimi. Mit großartiger Erzählkunst werden, wie ganz nebenbei, die vielen Handlungsstränge entworfen. Jede Figur ist fein gezeichnet und wird beim Lesen glaubhaft lebendig. Übersetzt wurde das Buch aus dem Englischen von Peter Torberg.
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