Anke Gebert: „Wo du nicht bist“

Anke Gebert Wo du nicht bist Pendragon

Der Roman von Anke Gebert zeigt wie wichtig es ist, an die Liebe zu glauben und an dieser festzuhalten, je mehr Hass sich im Umfeld zeigt. Liebe und menschliches Handeln sind Wegweiser in dunklen Zeiten. Das Besondere an dem Werk ist, dass es Geschichte erlebbar macht. Erschreckend ist, dass die Frage, die man sich oft gestellt hatte, wie konnte damals eine solche Fremdenfeindlichkeit entstehen, die in einem furchtbaren Holocaust ihr grausames Gesicht zeigte, immer gegenwärtiger wird. Es ist wichtig, das wir endlich aus der Geschichte lernen und niemals wieder solchen Hass, Krieg und Massenmorde zulassen. Dabei gibt und gab es Menschen, die an der Liebe festhielten und den Hass nicht zuließen. Irmgard Weckmüller war eine solche Frau. Sie schrieb einst selbst, dass jeder Mensch sein eigenes Kreuz zu tragen habe, dazu wurde ihm auch seine starke Schulter gegeben. Sie gab niemals auf und war stets für andere da. Ihr eigentlicher Kampf begann nach dem Krieg, als sie ihren Mann, Dr. Erich Bragenheim, post mortem ehelichen wollte.

1929 lebt Irma mit ihrer Schwester, Martha, in Berlin. Ihr Vater war im Krieg gefallen und ihre Mutter litt seitdem unter Depression und ging vermutlich in den Freitod. Seitdem wohnen die jungen Frauen zusammen unter Beobachtung einer Nachbarin. Irma arbeitet als Verkäuferin für Stoffe und Tücher während Martha als Hausmädchen eine Einstellung gefunden hat. Martha wird von dem Mann der Familie, für die sie arbeitet, missbraucht und schwanger. Hierbei kommt es zu der ersten Begegnung mit Dr. Bragenheim. Irma begleitet Martha zum Arzt, der sich um Marthas Schwangerschaft kümmern wird, denn sie will das Kind austragen. Dadurch, dass sie das Kind behält, verliert Martha ihre Arbeit und nun liegt es an Irma fast alleine für den Lebensunterhalt zu sorgen. Als es bei Marthas Geburt zu Schwierigkeiten kommt, ist es erneut Dr. Erich Bragenheim, der zur Hilfe eilt. Aus dem Kennenlernen entwickelt sich langsam mehr und Erich und Irma gehen zusammen aus und verlieben sich ineinander. Irma ist sehr offenherzig und versucht, mit jedem Menschen zurechtzukommen, daher wundert es sie, als sie zum ersten Mal darauf hingewiesen wird, dass der Mann an ihrer Seite ein Jude sei. Sie versteht nicht, warum es Menschen gibt, die seine Lebensweise oder Religion in Frage stellen. Als die Nazis größeren Zuspruch aus der Bevölkerung erhalten und die rechten Anfeindungen immer mehr werden, nehmen es Erich und Irma noch gelassen. Sie gehen davon aus, dass dies eine kurzweilige Laune der Zeit sei und die Gespenster sich bald wieder verziehen würden. Doch auch der Freundeskreis verfällt in antisemitische Floskeln und das gemeinsame Leben wird den beiden immer mehr erschwert. Doch lassen sich Irma und Erich ihr Leben und ihre Liebe nicht kaputtmachen. Sie verloben sich und sehen positiv in die Zukunft. Durch die Verlobung verliert Irma ihre Arbeit als Verkäuferin und der Hass nimmt immer mehr zu und hält auch in der eigenen Familie Einzug. Als auch die neuen Gesetze durchgesetzt werden, wird dem verlobten Paar die Hochzeit untersagt.

Später wird Erich nach Theresienstadt abgeführt. Auch dort bewahrt er Irma gegenüber noch das Sorgenlose als sie ihn dort einmalig besuchen darf. Später, nach dem Krieg, als der Schrecken sich langsam legt, macht sie sich sofort auf die Suche nach Erich. Leider wird sie erfahren müssen, dass er nach Auschwitz deportiert und ermordet wurde. Ihre Trauer schlägt um in den Beschluss, ihn jetzt endlich zumindest auf dem Papier zu heiraten. Denn sie haben sich damals ewige Liebe geschworen. Diese ewige Liebe soll über den Tod hinaus gelten, denn für sie gab und gibt es nur Erich. Doch wird es schwer werden, einen Anwalt zu finden, der wieder seine Tätigkeit aufgenommen hat und sich solch eines ausweglosen Falles annimmt. Kann Irma es schaffen, letztendlich die Liebe siegen zu lassen?

Ein besonderes Buch über eine besondere Frau. Der Roman basiert auf wahren Begebenheiten. Die Handlung und die Sprache schaffen einen schnellen Zugang zum Text. Die Figuren sind lebhaft und authentisch zum Leben erweckt worden. Die Geschichte ist voller Trauer, aber auch Hoffnung. Hoffnung, dass wir endlich erkennen, dass wir alle Menschen sind, die Liebe suchen und brauchen. Zu hoffen bleibt auch, dass es solche Bücher sind, die es vereiteln, dass sich die Geschichte jemals wiederholen wird.

Vielen Dank an Günther Butkus vom Pendragon Verlag und Anke Gebert, die mich auf der Rückseite des Buches zitieren!

Zum Buch in unserem Onlineshop

Ein Kommentar

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Eine Antwort zu “Anke Gebert: „Wo du nicht bist“

  1. Hey! Das Buch hört sich ziemlich gut an ich werde auf jeden Fall nächstes Mal in der Buchhandlung darauf achten. Danke für den Tipp!
    Liebe Grüße,
    Svenja

    P.S. Schau doch gerne auch mal auf meinem Blog vorbei. Ich bespreche Romane, Thriller, Kinder- und Jugendbücher und Comics. Vielleicht ist hier auch einmal was für dich dabei :): https://pantaubooks.wordpress.com/

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