Es ist Kunst, wenn man eine Grundidee hat und diese dann auch in ein Werk zu verwandeln versteht. In der Literatur ist es nicht nur das Können, die Idee zu Papier zu bringen, sondern auch eine Gabe, wenn man die Emotion, die man als Autor bei der ursprünglichen Idee und beim Schreiben empfunden hat, durch die Sprache vermittelt und somit an die Leser weitergibt.
Ein gutes Buch ist ein Überträger von Emotionen, Unterhaltung und Wissen. Karen Grol ist dies alles gelungen. Erst durch diese Lektüre wurde ich auf Charles Rennie Mackintosh aufmerksam. Ich begann zu lesen und habe erst dann gemerkt, dass ich zwar wenige Werke des Künstlers kannte, aber über ihn selbst eigentlich nichts wusste. „Mackintoshs Atem“ haucht dem Architekten, Designer und Maler Leben ein. Gekonnt lässt Karen Grol die Figuren und die Zeit sehr lebendig werden. Es ist ein großer Reigen an Protagonisten, der aber den Leser niemals überfordert oder verwirrt. Durch die sehr lebhaften Beschreibungen und die einfühlsame Sprache findet man sich im Werk stets gut zurecht.
Es ist ein historischer Roman über einen faszinierenden Künstler des 19. Jahrhunderts. Sein Leben war am ehesten als turbulent zu bezeichnen. Mackintoshs Vater war Hauptkommissar und sehr diszipliniert. Seine Mutter Margaret war Hausfrau und meinte, ihr Sohn, das zweite von elf Kindern, sei zu Größerem berufen. Doch fiel Charles Rennie Mackintosh bereits einiges im Kindesalter schwer: das Fußballspielen, das Schreiben sowie das Lesen. Er war ein willensstarkes Kind, das aber auch seinen Emotionen freien Lauf ließ und durchaus zu Wutausbrüchen neigte. Sein Vater war Hobbygärtner und als er seinen Sohn für die Gartenarbeit begeistern wollte, wurde eine ganz andere Zuneigung des Jungen geweckt und gestärkt. Er begann alles zu zeichnen. Besonders die Natur hatte es ihm angetan. Dies wurde auch der Grundstein seines späteren Schaffens. Seine spätere Kunst folgt der alten schottischen Burgenarchitektur, sie hat Charakter und spiegelt stets das Natürliche.
Da Charles Rennie Mackintosh, später nur noch Tosh genannt, schon früh das Künstlerische umwehte, begann er eine Ausbildung in einem Architektenbüro und besuchte die Kunstgewerbeschule. Er erhielt schon als junger Mensch Auszeichnungen und Reisestipendien. Ihm ging es immer um das Schöne. Oft musste er sich abgrenzen und behaupten, da er gegen die geltende Lehre anging und auf die klassischen und naturverbundenen Künste zurückgriff.
Sein Leben war geprägt von Schönheit, Liebe und Freundschaft. Doch musste er auch hart dafür kämpfen. Seine Geschichte wäre ohne seine Heimatliebe, der Liebe zu seiner Ehefrau und Freunden ein anderes gewesen und letztendlich musste er sich auch neu finden. Sein kreatives Werk, sein Schaffen hat ihn überdauert und seine Biografie birgt in sich ein typisches Künstlerleben.
Ein großartiger, flüssig und lebendig zu lesender Biografie-Roman über einen schottischen Künstler, den man spätestens jetzt für sich entdecken sollte.
Danke an Karen Grol, dass ich das Buch vor Drucklegung lesen durfte und auf der Banderole zitiert werde.
Danke auch für die liebe Danksagung:
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