Markus Orths, Michael Stavarič und Marlen Schachinger: „Requiem“

Fortwährende Wandlung

Requiem Septime Schachinger, Orths & Stavaric

Literatur zählt zu der Gattung der Kunst. Sie ist ein fixiertes Dokument, das etwas Fachliches, Musikalisches oder Unterhaltsames vermittelt. Autoren und Künstler vermitteln in ihren Geschichten, Werken und Objekten eigene Emotionen und Wissen. Somit wird es etwas ganz persönliches. Alles ist in Wandlung begriffen, auch die Literatur. Wie vermittelt man Literatur? Wie kann man sie gebührend präsentieren? Diesen Fragen gingen Marlen Schachinger und Michael Stavarič nach einer Veranstaltung nach. In ihren Köpfen rumorte die Idee um eine Lesung für die Toten. Vorerst blieb der Gedanke scherzhaft im Raume stehen. Später wuchs die Idee weiter und wurde zu einer Einheit. Marlen Schachinger, die in einem Chor singt, kam mit kirchlichen Totenliedern in Verbindung und empfand diese Gesänge als sehr unpersönlich. Erstmals sollte nun ein Requiem der Sprache entstehen. Das gab es in der Literatur noch nicht. Eine Totenmesse, die gänzlich auf Musik verzichtet. Nicht aber auf Rhythmus und Reim. Es fanden sich drei Autoren die sich in der „Fortwährenden Wandlung“ austobten: Markus Orths, Michael Stavarič und Marlen Schachinger.

Der Text ist persönlich und stellt die Veränderlichkeit des Lebens in den Mittelpunkt. Unabhängig von der religiösen Erziehung und dem eigenen Glauben wuchs das Gemeinschaftswerk, das in der Pfarrkirche Gaubitsch, Österreich uraufgeführt wurde. Das literarische Fest, das den Tod und somit natürlich auch das Leben in den Mittelpunkt stellt, liegt nun auch als Buch vor.

Der Text folgt Teilstücken der bekannten Vertonungen des herkömmlichen Requiems. Die Elemente der liturgischen Feier dienen als Rahmen für etwas Neues. Die Urfrage des „Warum“, d.h. warum sterben, beinhaltet ein warum und wie Leben? Die Totenfeier wird durch die Kapitel „Lesung – Kain und Abel“ und „Evangelium – Windhauch“ ergänzt. Wenn man sich auf die Sprachkunst des Werks einlässt, sollte man wissen, diese Lektüre braucht Zeit und Aufmerksamkeit. Es ist dennoch Nahrung für den lebenden Geist und eine Reflexion vor dem Angesicht des Todes. Die Texte reifen im Leser und sind keine leichte Konsumware. Aber auch beim Lesevorgang wird man sich bewusst, die Zeit flieht. Aber die Liebe zum Leben bleibt und ist auch ständigen Veränderungen ausgesetzt. Wir alle, jedes Leben hat seine Aufgabe im Universum. Wir sind zu Teilen für die eigene Metamorphose verantwortlich. Ebenso für die der Natur. Unsere Verantwortung anderem Leben gegenüber wird besonders in „Agnus Dei“ deutlich. Die „Lämmer Gottes“, die wir zur Schlachtbank treiben, können uns wohl keinen seligen Frieden wünschen. Uns bleibt das Hoffen auf ein befreiendes Lachen Gottes. Was nach diesem Requiem im Leser bleibt, ist folgende Feststellung: Genieße das Leben mit den Menschen, die du liebst, bis du und wir dahinschwinden in einem Windhauch…

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Siehe weiteres von Markus Orths im Leseschatz: Orths, Markus: „Alpha & Omega“ & Orths, Markus: „Max

Siehe weiteres von Marlen Schachinger im Leseschatz: Schachinger, Marlen: „Unzeit“ und „Albors Asche“ & Schachinger, Marlen: „Martiniloben“

Siehe das YouTube-Video: »Vom Einfall und anderen Hindernissen« (über den Entstehungsprozess des Werks »Requiem«, erschienen im Septime Verlag: »Requiem« – Marlen Schachinger, Markus Orths und Michael Stavarič

 

Ein Kommentar

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